Hamburg, 25.04.2017
Sehr geehrte Frau Dr. Merkel,
sehr geehrter Herr Gröhe,
sehr geehrte Frau Dr. Pfeiffer,
sehr geehrter Herr Prof. Dr. Christoph Straub,
ich wende mich heute an Sie, um Sie auf den desolaten Zustand der Geburtenhilfe in der Bundesrepublik Deutschland aufmerksam zu machen.
Kennen Sie den §4 des Hebammengesetzes? Falls Ihnen der Inhalt dieses Gesetzes bzw. des Paragraphen nicht geläufig sein sollte, möchte ich Ihnen gern die wichtigsten beiden Punkte zitieren:
„Zur Leistung der von Geburtshilfe sind, abgesehen von Notfällen, außer Ärztinnen und Ärzten nur Personen mit einer Erlaubnis zur Führung der Berufsbezeichnung „Hebamme“ oder „Entbindungspfleger“ […] berechtigt. Die Ärztin oder der Arzt sind dazu verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass bei einer Entbindung eine Hebamme oder ein Entbindungspfleger zugezogen wird“ (§ 4, 1 Hebammengesetz).
„Geburtshilfe im Sinne des Absatzes 1 umfasst die Überwachung des Geburtsvorgangs von Beginn der Wehen an, Hilfe bei der Geburt und Überwachung des Wochenbettes.“ (§ 4, 2 Hebammengesetz.)
Wissen Sie, was das im Klartext bedeutet? Keine Geburt in der Bundesrepublik Deutschland darf ohne Hebamme stattfinden!
Wissen Sie, wie es um die Situation in der Geburtshilfe in Deutschland aktuell bestellt ist?
- Frauen, die zur Geburt ihres Kindes in eine Klinik kommen, werden immer öfter wegen überfüllter Kreißsäle und Hebammenmangels abgewiesen. Teilweise fahren Mütter unter Wehen mehrere Geburtsstationen an, bis sie eine Klinik finden, in der sie entbinden können.
- Eine Hebamme rät dazu, um Ostern herum auch bei Kinderwunsch besser zu verhüten, weil der Hebammenmangel dazu führt, dass Schwangere und frisch gebackene Mütter um Weihnachten herum keine Betreuung durch eine Hebamme finden könnten.[1]
- 50% Hebammen in Kliniken betreuen aktuell während ihrer Schichten bis zu drei Frauen während der Geburt, 20% der befragten Hebammen betreuen sogar vier oder mehr Frauen – GLEICHZEITIG.[2] Das führt dazu, dass Frauen während eines der größten, beängstigendsten und schwierigsten Erlebnisse ihres Lebens allein gelassen sind, es ihnen an Anleitung fehlt, weil das extra für Geburten ausgebildete Fachpersonal überlastet ist. Die in §4, 2 angesprochene Überwachung des Geburtsvorgangs ist quasi nicht möglich. Die Situation gleicht mehr einer stichprobenartigen Überprüfung.
- Schwangere, die ihr Kind in dem Kreißsaal einer Klinik entbinden, sind im Schnitt 10 von 12 Stunden allein.[3]
- Schwangere müssen direkt nach dem positiven Schwangerschaftstest auf die Suche nach einer Hebamme für die Vor- und Nachsorge gehen. Doch trotz aller Bemühungen stehen immer mehr Frauen ohne Unterstützung da, selbst für das wichtige und sensible Wochenbett finden sie immer seltener eine betreuende Hebamme.
- Immer mehr Geburtsstationen schließen. Aufgrund des Kreißsaalschwundes müssen Frauen unter der Geburt teilweise unzumutbar lange Wege auf sich nehmen. Frauen von den norddeutschen Inseln müssen im Grunde bereits zwei Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin auf das Festland umsiedeln. Um eine sichere, hebammenbetreute Geburt zu bewerkstelligen, werden Familien temporär auseinandergerissen.
- Der GKV Spitzenverband plant weitreichende Änderungen im Vergütungssystem für Beleghebammen, die realistisch betrachtet dazu führen, dass der Hebammenengpass in Deutschland noch alarmierender wird. De facto werden die geplanten Veränderungen die Beleghebammen abschaffen. Mehr festangestelltes Personal können oder wollen sich viele Kliniken allerdings nicht leisten. Die Veränderungen im System bedrohen nicht nur die Existenz freiberuflicher Hebammen, sie bedrohen auch die Arbeitsorganisation in den Geburtsstationen.[4]
Die Folgen all dieser Fakten? Eine sichere, spontane Geburt ist in deutschen Kreißsälen aktuell nicht mehr möglich. Die Zahl der erschöpften, überforderten Mütter, die an postpartalen Depressionen erkranken, nimmt zu. Immer mehr Frauen kommen traumatisiert von ihren Geburten zurück, weil sie aufgrund überarbeiteter Geburtshelfer eine Interventionskaskade sondergleichen oder sogar Gewalt unter der Geburt erleben mussten.
Ich bin selbst Mutter eines 7 Monate alten Sohnes, den ich aufgrund seiner Größe per Kaiserschnitt in der 39. Schwangerschaftswoche entbunden habe. Wissen Sie, welche Folgen die Situation in der Geburtshilfe aktuell für mich hat?
Zum einen habe ich im ersten Trimester meiner Schwangerschaft ungefähr 20 verschiedene Hebammen angerufen, bis ich eine Hebamme gefunden habe, welche mich im Wochenbett betreuen konnte. Für die Schwangerschaftsvorsorge habe ich keine Hebamme finden können. Dabei wohne ich in Hamburg, einer Großstadt. Frauen, die eher ländlich wohnen, haben noch weniger Erfolg bei der Hebammensuche als ich. An dem Morgen, an dem ich meinen Kaiserschnitt bekommen sollte, haben um mich herum acht Kinder das Licht der Welt erblickt – unter der Betreuung von zwei (!) Hebammen!
Nach der Geburt meines Sohnes hatte die Hebamme kaum genug Zeit, mich beim ersten Anlegen zum Stillen zu unterstützen oder meine Fragen zu beantworten.
Nun planen mein Mann und ich, zwischen 2019 und 2020 unser zweites Kind zu bekommen. Wissen Sie, welche Auswirkungen die Situation in der Geburtshilfe auf unsere Entscheidung hat? Statt der Natur ihren Lauf zu lassen und mein Kind spontan auf die Welt zu bringen, werde ich vermutlich einen zweiten Kaiserschnitt planen. Warum?
Realistisch betrachtet muss ich davon ausgehen, dass ich mit mindestens noch drei bis vier weiteren Frauen im Kreißsaal liegen werde. An 10 von 12 Stunden werde ich allein sein, sollte mein Mann keine Betreuung für unseren Sohn finden. Niemand wird mir beistehen, niemand wird mir sagen, wie ich mit den Wehen umgehen kann, niemand wird mich beraten, welche Position ich einnehmen soll, um den Geburtsvorgang zu unterstützen. Niemand wird da sein, der meine Gesundheit und die des Babys permanent im Auge hat und Komplikationen direkt erkennen und beheben kann. Die betreuende Hebamme wird bereits eine harte Woche mit jeder Menge Geburten hinter sich haben, müde sein, überarbeitet, hungrig und ausgelaugt. Sie wird sich nicht konzentrieren können und nicht in vollem Umfang für mich da sein. Das ist nicht ihre Schuld. Es mangelt ihr schlichtweg an genug Kolleginnen, die es uns allen – Schwangeren wie Hebammen – ermöglichen, die Geburt in einer konzentrierten, intensiven 1:1 Beziehung, also sicher für Mutter und Kind zu gestalten. Unter Umständen muss ich damit rechnen, dass Komplikationen nicht rechtzeitig erkannt werden, es zu starken Problemen kommt und ich am Ende sowieso einen Kaiserschnitt haben werde. Vielleicht kommt es allerdings auch dazu, dass eine Komplikation im Geburtsvorgang so spät erkannt wird, dass keiner mehr etwas tun kann. Bei der aktuellen Geburtshilfesituation muss ich davon ausgehen, dass mein Kind unter der Geburt sterben kann.
Selbst, wenn der Geburtsvorgang an sich unkompliziert von statten gehen sollte, werde ich damit rechnen müssen, dass ich häufiger einen Arzt statt einer Hebamme zu Gesicht bekommen werde. Das ist ein Problem. Ärzte beurteilen aufgrund ihrer Ausbildung Geburten pathologisch. Sie sind auf die Schwierigkeiten fokussiert, nicht auf den Normalfall. Ein falsch interpretiertes CTG, welches für eine Hebamme keinen Anlass zur Sorge darstellen würde, kann dazu führen, dass ich seitens des Arztes unter Druck gesetzt werde, unnötige Interventionen über mich ergehen lassen muss und schlussendlich aufgrund des Stresses aus einer unkomplizierten Geburt ein von außen herbeigeführter Not-Kaiserschnitt wird.
Bevor ich es also mit einer völlig überarbeiteten Hebamme zu tun habe, die neben mir noch vier Frauen betreuen muss und kaum Zeit für mich hat, ich mit einem nur für den pathologischen Geburtsverlauf ausgebildeten Arzt konfrontiert werde, ich die ganze Zeit allein und hinterher wohlmöglich völlig traumatisiert bin, habe ich lieber einen zweiten Kaiserschnitt. Sollte sich bis in zwei, drei Jahren die Situation nicht erheblich verbessert haben, wähle ich lieber den Weg in den OP als das Leben meines Kindes zu gefährden und den Kreißsaal völlig traumatisiert zu verlassen.
Erkennen Sie die Ironie dahinter? Eine erwachsene, gesunde junge Frau entscheidet sich lieber für die zweitgrößte Bauch-OP, die es in deutschen Kliniken aktuell gibt, als ihr Kind auf dem Wege zu gebären, der seit Jahrtausenden von der Natur vorgesehen wird. Schlichtweg, weil der Hebammennotstand und die Unterfinanzierung dieser essentiellen Berufsgruppe die körperliche und mentale Unversehrtheit, wenn nicht sogar das Leben von Müttern und Kindern gefährdet.
Was tun Sie, Herr Gröhe, angesichts dieser Situation? Sie leugnen den Hebammennotstand. Wollen uns glauben machen, wir bildeten uns diese Situation nur ein. Ich frage Sie: Haben Sie bereits einen Kreißsaal von innen gesehen? Haben Sie mit betroffenen Eltern und Hebammen gesprochen? Oder ist Ihnen das Thema zu unangenehm, um es anzugehen?
Frau Dr. Merkel, wissen Sie um den Umstand, dass der von Ihnen eingesetzte Gesundheitsminister potentiell das Leben tausender Mütter und Kinder gefährdet, indem er die Augen vor der Realität verschließt? Finden Sie es in Ordnung, dass Herr Gröhe dieses Thema immer und immer wieder meidet, statt die Stimmen flehender Hebammen und Eltern zu vernehmen?
Frau Dr. Doris Pfeiffer, finden Sie es wirklich in Ordnung, derart schwerwiegend in die Arbeitsorganisation von freiberuflichen Hebammen eingreifen zu wollen, dass Sie Frauen den umfassenden Zugang zu Beratung und Betreuung durch eine Hebamme verwehren, Hebammen um ihre Existenz bringen und zudem die Situation in den Geburtsstationen noch weiter zuspitzen?
Prof. Dr. Christoph Straub, was wird die BARMER dafür tun, im ihren Mitgliedern einen sicheren, selbstbestimmten Zugang zur Geburtshilfe zu ermöglichen? Ist die Entmündigung aufgrund mangelnder Wahlmöglichkeiten die Leistung, die ich von der BARMER als Mutter zu erwarten habe?
Die Presse ist voll mit Berichterstattungen zu der desolaten Situation der Geburtshilfe in Deutschland. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihnen die Situation unbekannt ist. Die Frage, die ich mir stelle, die ich Ihnen stelle, Frau Merkel und Herr Gröhe, ist also: Warum unternehmen Sie nichts? Wollen Sie, dass die Geburtshilfe durch Hebammen, die Müttern eine entspannte, sichere und selbstbestimmte Geburt ermöglicht, ausstirbt? Ist es ihr erklärter Wille, dass Schwangere zukünftig nur unter Abgabe ihrer Selbstbestimmung und der Garantie auf körperliche sowie mentale Unversehrtheit in Fließbandarbeit ihre Kinder zur Welt bringen können?
Als Mutter frage ich Sie: Unternehmen Sie nichts, weil Ihnen, mein Recht und das meiner Kinder auf eine sichere Geburt und damit auf Unversehrtheit einfach egal ist? Ist es das Signal, das Sie senden wollen – dass Ihnen die Rechte und Unversehrtheit von Müttern und Kindern einfach nicht wichtig genug sind, um in die Katastrophe, die sich gerade zuspitzt, einzugreifen?
Vor dem Hintergrund der Bundestagswahl 2017 frage ich Sie, Frau Merkel: Ist das wirklich das Signal, das Sie Ihren potentiellen Wählerinnen senden wollen?
Ich fordere Sie jetzt dazu auf, etwas zu unternehmen, um die Situation in der Geburtshilfe wesentlich zu verbessern:
- Üben Sie Druck auf den GKV Spitzenverband aus, damit die Vergütung von Hebammen auf ein realistisches Maß angehoben wird!
- Unternehmen Sie etwas gegen die maßlose Steigerung des Haftpflichtversicherungsbeitrages für Hebammen und Geburtshelfer! Bauen Sie bürokratische Hürden ab und ermöglichen Sie allen Hebammen einen Zugang zu den Beihilfezahlungen zum Haftpflichtversicherungsbeitrag!
- Stellen Sie eine flächendeckende, ausreichende Hebammenversorgung für Frauen in der gesamten Bundesrepublik sicher!
- Sorgen Sie dafür, dass eine wohnortnahe, selbstbestimmte Geburt mit der freien Wahl des Geburtsortes und einer 1:1 Betreuung für werdende Mütter in der Bundesrepublik Deutschland kein Luxus, sondern eine Selbstverständlichkeit wird!
Frau Merkel und Herr Gröhe, übernehmen Sie Verantwortung und machen Sie Geburten in Deutschland wieder sicher!
Um meinen Forderungen öffentlichen Nachdruck zu verleihen, wird dieser vorliegende Brief auch auf meiner Website sowie auf diversen, passenden Plattformen online gehen. Ignorieren Sie uns Eltern und Hebammen nicht länger. Sprechen Sie mit dem Deutschen Hebammenverband. Treffen Sie sich mit Vertreterinnen des Vereins Mother Hood e.V. und sprechen Sie mit ihnen. Rufen Sie auch mich gern an. Wir – Eltern und Hebammen – helfen Ihnen gerne dabei, einen Weg zu einer familien- und geburtenfreundlichen Bundesrepublik zu finden.
Mit herzlichen Grüßen,
Celsy Dehnert
[1] Facebook Beitrag von Christine Niersmann vom 06.03.2017
[2] Pressemitteilung des Deutschen Hebammen Verbandes vom 01.02.2016
[3] siehe Pressemitteilung DHV vom 01.02.2016
[4] Pressemitteilung des Deutschen Hebammen Verbandes vom 09.03.2017
Celsy
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Tags: Elternschaft Hebammennotstand Mutter werden sichere Geburt
10 COMMENTS
1996 habe ich das Glück gehabt meine Tochter in einem Kölner Geburtstagshaus in Anwesenheit zweier Hebammen zur Welt zu bringen – 1998 meinen Sohn in Betreuung einer Hebamme geplant!!! zu Hause!!! Es gibt keine bessere Betreuung während der Schwangerschaft, unter der Geburt und nach der Schwangerschaft!!!! Schade dass nicht mehr werdende Mütter die Chance haben die Geburt ihres Kindes als Erlebnis zu empfinden – sondern als zeitaufwändiges Unterfangen im Krankenhausalltag. Deutschland sollte sich schämen einen so alten, ehrdnwürdigen Berufsstand so zu behandeln. Ich danke besonders meiner Hebamme für diese beiden unvergesslichen Erlebnisse -DARF GERNE AUCH VERÖFFENTLICHT WERDEN
Liebe Frau Nottinger, ich danke Ihnen für Ihren Kommentar! Ich bin sehr froh darum, dass sie solch zwei schöne Geburtserlebnisse feiern durften! Wie gern würde ich ebenfalls solch eine Hausgeburt erleben – doch solange die Hebammensituation keine Besserung erfährt, bleibt es wohl ein Wunschtraum. Danke, dass Sie uns durch Ihren Bericht helfen, für die uns verbliebenen Hebammen und um unser Recht auf eine selbstbestimmte Geburt zu kämpfen! Liebe Grüße, Celsy Dehnert
Liebe Celsy,
vielen Dank für diesen extrem gut formulierten und inhaltlich so wertvollen Brandbrief! Selten gelingt es diese komplexe Thematik so auf den Punkt zu bringen. Natürlich habe ich diesen geteilt und auch einige Redaktionen auf ihn aufmerksam gemacht. Seit Jahren fühlt sich niemand verantwortlich und Herr Gröhe meint ja immer noch alles sei prima. Ich wünsche uns allen dass sich endlich jemand verantwortlich fühlt und die furchtabre Entwicklung endlich stoppt.
Als Mitglied von Mother Hood und Unterstützerin des Geburtshauses in Bonn und fünffache Mutter (5 x spontane Geburt mit Hebammen, davon 4 x ohne Ärzte, 2x im KH, 3 x im Geburtshaus, 1990, 1994, 2003,07,08) liegt mir das Thema extrem am Herzen. Vielen Dank!
Liebe Sylvia,
danke für das Kompliment und für die Unterstützung! Ich freue mich sehr für dich, dass du all deine Kinder in so guten Händen zur Welt bringen durftest und hoffe, dass wir Herrn Gröhe erreichen, damit dies zukünftig wieder selbstverständlich wird!
Liebe Grüße,
Celsy
Sehr gut, sehr gut! Hoffentlich findet das Gehör!!!
Hallo Ilka, danke! Ich hoffe auch sehr, dass wir mit unserem Anliegen Gehör finden! Liebe Grüße, Celsy
Hallo,
..eine Sache, die mir beim Lesen und auch schon vorher eingefallen ist –
Vielleicht ist es überhaupt nicht mehr erwünscht, dass wir Frauen normal gebären – sprich völlig unplanbar und unkalkulierbar. Ist es für eine Klinik und einen Arzt nicht das Einfachste Kaiserschnittstermine zu vergeben? Und nebenbei verdient man daran um ein Vielfaches mehr … genauso wie an so manch anderen Dingen, die Frauen während der Geburt in vielen Fällen völlig unnötigerweise zugefügt werden, Dammschnitt etc. – die Rate schwankt z.B. von Krankenhaus zu Krankenhaus um mehr als 60%. Wie kann das sein?
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es in einem Land das zu 50% aus Frauen besteht von denen etliche in ihrem Leben ein oder mehrere Kinder gebären keine Hebammen mehr geben soll, weil es “egal” ist – ich bin der Meinung, dass mal wieder der Profit ausschlaggebend ist und bei einer Sache die quasi “von alleine” passieren soll verdient man eben mit moderner Medizin nicht so viel.
Bitte nicht falsch verstehen – Kaiserschnitt und die ganzen Eingriffe während problematischer Geburten sind auch ein Segen, retten viele kleine und große Menschenleben.
Habe selbst ein Kind in Beckenendlage spontan zur Welt gebracht – allerdings musste die Geburt eingeleitet werden, da der einzige Arzt der solche Entbindungen mitmacht zwei Tage später zwei Wochen Urlaub hatte. Nichts gegen den Arzt – ich bin nur erschüttert, dass so ein magischer und zauberhafter Moment einer völlig natürlich ablaufenden Geburt anscheinend von so vielen “banalen” Faktoren wie einem Dienstplan abhängig sein muss.
Übrigens kann man selbst die Hebammen unterstützen, indem man z.B. einige der Vorsorgeuntersuchungen in den Hebammenpraxen erledigen lässt – z.B. CTG, Urintests, Blutdruck messen, Blut abnehmen, Wiegen..
Viele Grüße,
H. Huber
Hallo Hannah,
danke für deinen Beitrag!
An sich muss ich erst einmal festhalten: Wenn jemand das Hebammenwesen aus Profit heraus beschneidet, dann die Krankenkassen. Denn die Ärzte selbst, mit denen ich gesprochen habe, weisen immer wieder darauf hin, dass ein Kaiserschnitt für das Kind die bedenklichere Alternative sei und dass sie selbst eine spontane Geburt vorziehen würden, um dem Kind selbst möglichst viel Gutes mitzugeben. Allerdings stellt sich hier in Bezug auf die Hebammen die gleiche Problematik dar, die wir auch bei der Pille vorfinden: Die Entscheider sind Männer, welche selten die Konsequenzen ihrer Entscheidungen für Frauen bedenken. Würden die Männer die Kinder bekommen, wäre eine top zuverlässige Hebammenversorgung kein Problem, schätze ich.
Liebe Grüße,
Celsy
hallo Celsy,
genau dein letzter Satz ist es,den ich auch schon so oft gedacht habe,wenn ich von dem Mißstand der Geburtsvorsorge gehört oder gelesen habe. Männer denken da ganz anders,für sie ist eine Entbindung eine Lapalie,aber wenn sie selber dran wären,dann sähe die Welt sicher anders aus und ob es dann überhaupt Kinder gäbe,wäre zu bezweifeln.
Ich bin durch einen Zeitungsbericht heute auf deinen Brandbrief aufmerksam geworden,daher musste ich ihn auch in gänze lesen.
Hebamme,das war mal mein Traumberuf,bin dann aber Kindergärtnerin geworden. Habe selber vier Kinder bekommen,wovon das letzte auch ein Kaiserschnitt wegen Querlage war. Damals gab es bei uns in den Nachbarstädten noch Entbindungsstationen,die inzwischen aber auch geschlossen wurden,leider. Daher kann ich ehrlich sagen,dass ich heute kein Kind mehr bekommen möchte,denn so eine tolle Betreuung wie damals,gibt es heute leider nicht mehr. Ich hatte mich immer für ein Krankenhaus entschieden,also keine Hausgeburt,aber da war auch immer eine Hebamme zur Stelle,wenn ich sie brauchte. Auch als meine beiden Enkel geboren wurden,war ich bei meiner Tochter und habe sie mental unterstützt,es war ein wunderschönes Erlebnis nach vier eigenen Entbindungen.
Ich hoffe und wünsche,dass sich die Regierung da was einfallen läßt,von Frau Merkel ist sicher nichts zu erwarten,hat sie doch selber keine Kinder und kann sich nicht in unsere Lage hinein versetzen. Und von einem Mann erwarte ich da auch kein Verständnis. Vielleicht nehmen es die vielen Flüchtlingsfrauen,die die Kinder bekommen (sollen) ja nicht so genau und ernst mit der Entbindung und daher ist es für Frau Merkel auch nicht so wichtig.
Dir liebe Celsy wünsche ich,dass du deine nächste Geburt natürlich vollziehen kannst,es ist echt das schönste Erlebnis,was eine Frau haben kann.
Alles Gute für dich und deine Familie.
Liebe Grüße
Inge-Lore
Hallo Inge-Lore,
danke für deinen Kommentar!
Ich glaube ehrlicherweise, dass der Umstand, dass Frau Merkel keine Kinder hat, nichts damit zu tun hat, dass sie sich bislang nicht mit der Situation in der Geburtshilfe beschäftigt hat. Ich glaube einfach, dass Herr Gröhe bislang nicht die Notwendigkeit sah, die Bundeskanzlerin in Kenntnis zu setzen. Vor allem vor dem Hintergrund der zugezogenen Mitbürger muss die Bundesregierung was tun, denn eine 1:1 Betreuung durch eine Hebamme ist in weiten Teilen der Welt Standard, unabhängig vom wirtschaftlichen Stand des jeweiligen Landes.
Liebe Grüße,
Celsy