Mit Lektionen im Leben ist es wie mit gutem Kaffee. Sie werden meistens heiß serviert, machen wach und kommen in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen daher. Genauso, wie man in Kaffee raue Mengen Zucker hinein rühren kann, kann man sich auch Lektionen versüßen, das heißt schön reden, wenn sie einem zu stark erscheinen. Zusätzlich halte ich es mit Lektionen auch in einem dritten Punkt wie mit gutem Kaffee: Ich teile sie gerne. Deshalb will ich euch in drei Punkten erzählen, was ich aus dem Elternwerden gelernt habe – und was jeder daraus für’s Leben lernen kann.
Wer flexibel bleibt, lebt glücklicher
Bevor ich Mutter wurde, gab es eine Menge Dinge, von denen ich ziemlich überzeugt war. Familienbett, das heißt, unseren Kleinen mit im Ehebett schlafen lassen? Gibt‘s nicht, das Ehebett bleibt Elternbett! Mein Kind den ganzen Tag an mir herum tragen? No way, das Kind muss auch mal allein auf einer Decke liegen können!
So gab es einige größere und kleinere Dinge, von denen ich überzeugt war und bei denen ich felsenfest behauptete, daran auch nach der Geburt des Kindes festzuhalten. Wenn mich jemand dafür belächelte, war ich auf meine Prinzipien auch noch stolz.
Tja, dann kam Erik. Mit ihm kam die große Erkenntnis: Mensch, Mädchen, warst du überheblich! Schneller, als ich „Prinzipien“ überhaupt sagen konnte, warf ich eben diese nämlich über Bord. Schon die erste Nacht zeigte, dass Erik kein Kind ist, das gerne alleine schläft. Solange er auf meiner Brust lag, war alles in Ordnung. Versuchte ich ihn in sein Beistellbett zu legen, endete dies in infernalischem Gebrüll. Zuhause das gleiche Spiel. Nach diversen Nächten mit viel Weinen seitens des Babys und wenig Schlaf meinerseits, folgte ein Krisengespräch mit meinem Mann. Wir entschieden, den Kleinen vorläufig in unser Bett zu holen. Zumindest so lange, bis ihm das Schlafen weniger Unbehagen bereitet. Zusätzlich ergab sich, dass es der Kleine hasst, alleine auf seiner Decke zu liegen. Nach ca. zwei Minuten wird aus einem vehementen Meckern ein ausdauerndes Weinen. Ich habe weder die Nerven dafür, mein Kind schreien zu lassen noch halte ich es für psychologisch gut, wenn mein Kind bereits jetzt denkt, verlassen zu werden. Also nehme ich ihn direkt hoch, wenn er anfängt zu meckern. Das bedeutet, ich trage ihn die meiste Zeit des Tages mit mir herum. In nicht einmal sechs Wochen habe ich zwei und noch mehr Prinzipien einfach über Bord geworfen.
Die Lektion für Jedermann: Prinzipien haben ist schön, flexibel bleiben ist besser! Natürlich brauchst du gewisse Grundsätze, nach denen du dein Leben gestaltest. Aber um dauerhaft glücklich zu werden, ist es besser, gewisse Prinzipien auch kippen zu können, wenn die Umstände es erfordern. Halte nicht immer an deinen Prinzipien fest wie ein ausgehungerter Wolf an seiner Beute. Sei bereit, dich deinen Umständen entsprechend zu verhalten und dich neu auszurichten, wenn du merkst, dass deine eigentlichen Prinzipien dem Realitätscheck nicht standhalten.
Stress ist, was du draus machst!
Ich bin ein Kontrollfreak. Wenn ich eine Verabredung treffe, müssen Ort, Zeit und Datum von vorne herein genauestens geklärt sein. Besuche bei der Familie sind immer ordentlich durchgeplant und wenn das Wochenende ansteht, will ich bereits Mittwoch genau wissen, welche Termine am Wochenende im Einzelnen anliegen. Klingt stressig, was? Ist es meistens auch.
Glücklicherweise bin ich jetzt Mutter und damit der völligen Unberechenbarkeit eines Säuglings ausgeliefert. Du hast um 13:30 einen Termin? Sei dir sicher, dass du nicht rechtzeitig vor Fahrtantritt mit dem Stillen fertig wirst. Ach, der Kleine ist so lieb, ich geh mal eben zu Penny, ein bisschen was einkaufen. Denkste, der Kleine findet die Trage nämlich genau jetzt furchtbar ätzend. Noch bevor ich die Haustür erreiche, hat er das gesamte Treppenhaus zusammen gebrüllt. Und egal wann und wo ich in den Spiegel gucke, irgendwo findet sich immer ein wenig Babykotze auf meiner Kleidung. Was ich in der Schwangerschaft für übertriebene Horrorstorys unorganisierter Mütter gehalten habe, entpuppt sich mit jedem Tag mehr als die nackte Wahrheit. Mit einem Säugling lässt sich nichts wirklich planen und noch weniger kannst du garantieren, dass du wirklich immer so gut aussiehst wie du es dir in der Schwangerschaft geschworen hast. Was hilft? Eine mächtige Portion Gelassenheit. Kind findet die Trage kacke? Gut, dann drehen wir wieder um und gehen später einkaufen. Im Zweifel auch erst morgen, das Gefrierfach gibt bestimmt noch genug für das Abendessen her. Den Termin um 13:30 musst du wirklich pünktlich erreichen? Dann plane den Tagesablauf vorher so, als ob der Termin um 12:30 stattfände. Ansonsten entschuldige dich mit einem Lächeln für deine Unpünktlichkeit – den unschuldigen Augen deines Babys kann eh niemand widerstehen. Was die Babykotze auf den Klamotten betrifft: Gewöhn dich dran. Für ganz schlimme Fälle ist ein Wechseloberteil in der Handtasche die beste Vorbereitung.
Die Lektion für Jedermann: Stress ist, was du draus machst. Nicht viel im Leben ist wirklich so schlimm, dass es sich lohnt, sich darüber minuten- oder tagelang zu ärgern. Viele Probleme lassen sich bereits mit einem Schulterzucken und einem befreienden Lachen lösen. Selbst wenn etwas völlig schief gegangen ist, sind die Konsequenzen meist nur halb so schlimm wie vorher befürchtet. Bevor du dich also das nächste Mal ärgerst und in totale Hektik verfällst – tief durchatmen, Rücken durchstrecken und darüber lächeln. Wer potentiell stressige Situationen so positiv angeht, denkt in Lösungen und nicht in Problemen. So geht man nicht nur entspannter, sondern auch erfolgreicher durchs Leben.
Ängste sind Scheinriesen
Eine grelle OP-Lampe genau über mir. Ihr Licht blendet alles andere aus, nur am Rande meiner Wahrnehmung kann ich blassgrüne Fliesenwände erkennen. Ich will meine Augen abschirmen, versuche meine Hand zu heben, aber: Beide Hände sind festgemacht, ich bin bewegungsunfähig! Ein grünes Tuch wird vor mir aufgespannt und plötzlich spüre ich einen scharfen, brennenden, heißen Schmerz. Sie schneiden meinen Bauch auf, die Narkose wirkt nicht…
Nein, keine Sorge! Kein Kaiserschnitt läuft so ab. Allerdings war dies die Horrorvorstellung des Kaiserschnittes, die ich vor der Geburt hatte. Ich hatte eine riesige Angst vor diesem Geburtsmodus. Mich schreckte der Kaiserschnitt so sehr, dass ich ihn während der ersten zwei Trimester der Schwangerschaft konsequent ausschloss. Doch im dritten Trimester wurde klar, dass der Kaiserschnitt wohl die sicherste Möglichkeit war, mein Baby zur Welt zu bringen. Also musste ich mich dem Schreckgespenst Kaiserschnitt stellen. Im Endeffekt war es aber überhaupt nicht schlimm. Klar, es ist eine OP. Aber sie ist bei weitem nicht so furchtbar wie werdenden Müttern gern verkauft wird. Sicher haben andere Frauen hinterher mehr Schmerzen als ich sie hatte. Aber der Eingriff selbst geht schnell, ist relativ unspektakulär und gehört sicherlich zu den sichersten Formen der Geburt. Neben dem Wunder, das er mir beschert hat, hat mich der Kaiserschnitt eines gelehrt: Meine Angst ist nur so lange mächtig, bis ich ihr begegne. Als der Kaiserschnitt einmal in vollem Gange war, stellte ich fest: So schlimm ist das gar nicht.
Die Lektion für Jedermann: Ängste sind Scheinriesen. Je entschiedener wir ihnen begegnen, desto kleiner werden sie. Selten treten die Szenarien, die unser Kopf sich ausmalt, tatsächlich ein. Im Gegenteil, meist ist das Schlimmste, das passiert, nur halb so dramatisch. Trau dich also, deinen Ängsten zu begegnen. In manchen Fällen führt der einzige Weg zum Glück genau durch deine Ängste hindurch. Lass dich von Scheinriesen nicht ins Bockshorn jagen.
Hast du eigene Kinder? Was hast du aus dem Elternwerden gelernt? Oder bist du kinderlos, hast aber etwas daraus gelernt, dass Familie und Freunde Kinder bekommen haben? Teile deine Erfahrungen mit mir!
Celsy
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