Wandelt man dieser Tage durch das Internet im Allgemeinen und die sozialen Medien im Speziellen, werden einem immer wieder gewisse Schlüsselsätze um die Ohren gefeuert. Ein wahrer Klassiker ist „Verlasse deine Komfort-Zone!“ Nur auf diese Weise – so die Annahme – können wir uns selbst zu Höchstleistungen anspornen und das nächste Level erreichen. „Klingt ziemlich cool“, denke ich mir und frage mich gleich im nächsten Moment: „Aber wie soll ich meine Komfort-Zone verlassen, wenn ich nicht einmal weiß, was meine Komfort-Zone ist?!“
Auf der Suche nach… ja, wonach denn?
Mein Name ist Jessika. Ich bin 26 Jahre alt und arbeite seit über einem Jahr als freiberufliche Autorin. Seitdem ich selbstständig bin, ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht etwas Neues gelernt und mich weiterentwickelt habe. Mein Leben hat sich nach der beruflichen Umstrukturierung komplett verändert. Auch wenn ich die Entscheidung noch nicht einmal bereut habe, muss ich an dieser Stelle auch zugeben, dass es anstrengend ist. Es ist anstrengend, jeden Tag noch ein bisschen besser sein zu wollen, immer wieder einen neuen High Score aufzustellen, nur, um ihn kurz darauf wieder zu knacken.
Auf meiner Suche nach persönlicher Verbesserung bin ich natürlich längst über den Begriff der Komfort-Zone gestoßen. Ein schönes Wort, das sofort Bilder in meinem Kopf malt. Ich mag Formulierungen, die etwas in einem in Bewegung setzen und die Phantasie befeuern. Aber ich schweife ab.
Besserwerden durch Neuland-Erkundung
Natürlich mag ich nicht nur das Wort Komfort-Zone an sich, sondern auch den Gedanken, der dahintersteckt. Wir müssen unser gewohntes Terrain verlassen, um Neues zu entdecken. So lässt sich die Komfort-Zone wohl am leichtesten beschreiben. Mir leuchtet das Prinzip ein, ich stehe voll dahinter. Doch jedes Mal, wenn ich mich zum Sprung aus meiner wohlig-kuscheligen Komfort-Zone ins eiskalte Wasser vorbereite, stellt sich mir eine Frage. Eine Frage, die ich in diesem Beitrag offen stellen und (im besten Fall) auch beantworten will:
Was ist meine Komfort-Zone?
Es ist echt kein Witz! Ich weiß es wirklich nicht. Im ersten Moment denkt man natürlich an so etwas wie die eigene Wohnung oder die Gesellschaft von Menschen, die man liebt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die (persönliche) Komfort-Zone etwas anderes meint.
Ein Definitionsversuch
Ich fange also an, mir Gedanken zu machen und sie zu Papier zu bringen. Schaue ich jetzt in mein Notizbuch, lese ich da so Sätze wie „Ein Leben, das von ausschließlich angenehmen Aspekten bestimmt wird.“ oder „Der Weg des geringsten Widerstandes“. Der erste verbale Erguss stammt von mir, der zweite von einer mir unbekannten Person, die wahrscheinlich schon lange tot ist. Besonders gut gefällt mir auch dieser Gedanke, der ebenfalls meinem Köpfchen entsprungen ist: „Komfort ist Bequemlichkeit.“
Bequemlichkeit. Es sich bequem machen. Klingt eigentlich ganz gut, hat aber trotzdem einen negativen Beigeschmack, oder? Bequemlichkeit assoziiere ich mit dem „bewussten Ausweichen vor Situationen, vor denen wir uns fürchten.“ Genau so steht es in meinem Notizbuch und genau das ist meine Definition von Komfortzone.
Wie ein Blitzschlag
Ich bin sehr zufrieden mit dieser ganz persönlichen Erklärung, weiß nun aber immer noch nicht, was genau nun MEINE Komfort-Zone ist. Meine Gedanken schweifen um den letzten Satz, den ich notiert habe: Ausweichen vor Situationen, vor denen wir uns fürchten. Wovor fürchte ich mich? Welcher Situation weiche ich aus?
Mir wird klar, dass eine Komfortzone nichts Statisches ist. Was mir heute Angst macht, kann morgen ein Klacks für mich sein – und umgekehrt. Ich versuche also, mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, um zumindest eine vorübergehende Antwort auf meine Frage zu finden. Was ist meine Komfortzone? Wovor fürchte ich mich?
Es trifft mich wie ein Blitz! Auf einmal wird es mir klar. Meine Komfort-Zone! Natürlich! Seit einer Weile befasse ich mich mit dem Lifestyle der Digitalnomaden, jenen fancy Leuten, die heute hier und morgen dort leben und arbeiten, die das Leben nehmen, wie es kommt und denen scheinbar alles in den Schoß fällt (Vorsicht, Klischeedenken!). Im Zuge meiner Überlegungen habe ich mich mit vielen verschiedenen Leuten unterhalten und ausgetauscht – auch mit der lieben Celsy, die uns alle mit diesem wundervollen Blog beglückt! Ich selbst (wir erinnern uns: selbstständige Autorin) habe die Möglichkeit, ortsunabhängig zu arbeiten. Es reizt mich durchaus, diesen Luxus endlich auch mal so richtig auszukosten. Bisher hat mir hierfür jedoch der Mut gefehlt.
Das ist sie also: Meine ganz eigene, persönliche Jessika-Komfortzone. Es ist mein Home Office! Wer hätte das gedacht! Hier fühle ich mich wohl, hier gibt es ausschließlich angenehme Aspekte. Es ist der Weg des geringsten Widerstandes und in gewisser Weise auch Ausdruck meiner Bequemlichkeit. Wenn ich meine Komfortzone verlassen will, muss buchstäblich mein Home Office verlassen. So einfach soll das sein? Wer hätte das gedacht!
Es mag dem einen oder der anderen jetzt vielleicht lächerlich vorkommen, was ich als meine Komfortzone beschreibe und wie ich mir das „Verlassen“ dieser vorstelle. Ja, ich sehe es ein, es ist ein Luxusproblem. Aber es ist ein Problem (für mich). Punkt. Je länger ich über diese Thematik nachdenke, desto mehr wird mir klar und desto befreiter fühle ich mich.
Ich habe mir immer wieder vorgenommen, in Cafés und anderen Lokalen zu arbeiten – kaffeeschlürfend, leutebeobachtend. Die bisherige Bilanz: Ein zaghafter und dezent verkrampfter Starbucks-Besuch mit dem iPad. „Whooohooo“. Ein anderer Traum von mir ist es, endlich mal allein zu verreisen. Also nicht ganz allein. Ich würde gern meinen Laptop mitnehmen. Klingt wenig romantisch, ich weiß, aber ich würde diese Reise gern nutzen, um das ortunabhängige Arbeiten nicht nur auszuprobieren, sondern es wirklich zu fühlen. Workation nennt man so etwas im gar nicht so fachlichen Fachjargon. In meinen Gedanken hört sich das alles ganz famos an. In der Realität kann ich es mir leider noch nicht so wirklich vorstellen. Zu viel Schiss.
Ein kleiner Lichtblick…
… kommt jedoch demnächst auf mich zu. Ich wurde zu einer Bloggerreise eingeladen, die mich für zwei Tage in eine andere Gegend entführt. Allein. Ohne meinen Partner. Ohne Freunde und Familie. Ich werde nur mit Menschen zu tun haben, die ich nicht kenne. Ich weiß, dass das nur die Light-Version vom Solo-Reisen ist, aber es ist ein erster kleiner Anfang. Ich bin stolz darauf. Ich freue mich darauf. Und wer weiß: Vielleicht ist dieser erste Schritt raus aus der Komfortzone ja der Anfang von etwas ganz Großem.
Und jetzt du! Was ist deine persönliche Komfortzone? Was planst du, um sie zu durchbrechen? Oder ist dir das vielleicht schon gelungen? Ich freue mich auf einen regen Erfahrungsaustausch mit dir!
Bildquelle: pixabay.com
Jessika Fichtel
Jessika online: http://feels-like-erfurt.de; http://jf-texte.de
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